Schlaf, warum Schlaf?
Warum sollte ich mir darüber Gedanken machen? Es ist doch das Natürlichste der Welt!

Mag sein, dass du bereits den idealen Schlaf für dich gefunden hast, dass du durchschläfst, keinerlei Einschlafprobleme hast und fast immer fit und erholt aufwachst. Wunderbar! Dann wirst du keinen Bedarf haben, jetzt weiterzulesen. Solltest du aber doch Phasen bei dir bemerkt haben, wo du mal schlechter schläfst, lohnt sich vielleicht ein Blick in den Text hier.

Nicht nur die Natur, auch unser Körper ist gewissen Rhythmen unterworfen. Viele davon sind auf die Natur abgestimmt. Es zeigen sich beispielsweise Parallelen wie Tag-/Nachtrhythmen, zyklische Vorgänge (man schaue nur auf den Zyklus der Frau) sowie das Prinzip von Entstehen, Wachsen, Abbau und Vergehen. Im Ayurveda wird besonders auf ein Leben im Einklang mit der Natur geachtet. Daher ist Krankheit aus diesem Blickwinkel immer ein „Ausklinken“ aus der kosmischen Ordnung (vgl. Schrott, S. 146).
Grundgerüst dieser Gesundheitslehre bilden die drei Doshas Vata, Pitta und Kapha. Sie sind Bioenergien, die in unserem Körper vorhanden sind und biologische, physiologische sowie psychologische Vorgänge regeln (vgl. https://www.yoga-vidya.de/ayurveda/?gclid=EAIaIQobChMIvaaj5o-m7gIVDO7mCh2AcABKEAAYAiAAEgK92fD_BwE, letzter Aufruf am 09.04.2022).
Obwohl die drei Energien in jeder Zelle unseres Körpers vorhanden sind, hängen alle drei eng mit bestimmten Organen und damit verbundenen Funktionen unseres Körpers zusammen. Die Vata-Energie befindet sich im Dickdarm, von wo aus wir ausscheiden. Pitta sitzt im unteren Drittel des Magens sowie im Zwölffingerdarm und im Dünndarm, wo die Verdauung stattfindet. Kapha ist in den oberen zwei Dritteln des Magens angesiedelt sowie im Brustraum. Im Magen ist diese Energie für das Aufweichen und Zerlegen der Nahrung zuständig. (vgl. Schrott, S. 12)
Vata ist das Prinzip der Bewegung, Pitta der Umwandlung und Kapha der Struktur (vgl. Rhyner, S. 96). Vata ist somit verantwortlich für Wachstum und Aktivität des Geistes sowie der Sinnesorgane. Pitta, das Stoffwechselprinzip, regelt auch den Wärmehaushalt im Körper. Kapha steht wiederum für Zusammenhalt und Stabilität (vgl. Schrott, S.13f).
Da diese Energien so viele Abläufe unseres Körpers beeinflussen, liegt auf der Hand, dass sie es sind, die Rhythmen in unserem Körper erzeugen. Im Ayurveda hat man folgende Tag-/Nachtrhythmen im menschlichen Körper beobachtet, zu denen die einzelnen Doshas im Vordergrund stehen:
18h-22h: herrscht Kapha vor, ein natürliches Schlafbedürfnis stellt sich ein.
22h-2h: Pitta dominiert, es wird Energie im Körper freigesetzt für Stoffwechselprozesse. Im Schlaf können sich die Verdauungsorgane erholen und Zellteilung kann stattfinden. Pitta regt auch die „geistige Verdauung“ an. Wichtig: diese Phase sollte für innerliche Regeneration genutzt werden und nicht als nach außen gehende Kraft
2h-6h: Vata ist am Zuge. Die Leichtigkeit und Frische, die Vata mit sich bringt, beleben und fördern einen fitten Start in den Tag. Zudem geschieht zu dieser Zeit die Melatoninausschüttung, welche für Wachstum und Immunsystem gut ist. Außerdem werden die REM-Phasen länger (intensives Träumen) und die Körpertemperatur steigt. Auch die Zellen im Zwischenhirn sind nun aktiver. Vor allem die letzten Punkte sind ein Anzeichen dafür, dass ein zeitiges Aufstehen Sinn macht (vgl. Schrott, S. 149f).

Aus diesen Beobachtungen und der oben genannten Rhythmisierung des Lebens lassen sich folgende Ratschläge ableiten:
– kultiviere regelmäßige Schlafenszeiten: im Ayurveda empfiehlt man ein Zubettgehen bis 22h und ein Aufstehen bis 6h morgens (bzw. vor Sonnenaufgang). Warum, hast du bereits oben lesen können.
– schlafe ca. ein Vielfaches von 90 Minuten (plus/minus): wissenschaftliche Studien empfehlen eine Dauer von 6 / 7,5 oder 9 Stunden (s. auch Chris Surel: Die Tiefschlafformel.). Probiere aus, was dir guttut. Solltest du mal abends länger unterwegs sein, könntest du zum Beispiel mal nur 6 Stunden schlafen, um trotzdem spätestens um 6h aufstehen zu können, damit dein Biorhythmus nicht zu sehr aus dem Gleichgewicht kommt.
– 3-4 Stunden vor dem Schlafen solltest du nichts mehr essen: am besten abends auch nur leicht Verdauliches zu dir nehmen, damit dein Schlaf nicht von der Verdauung gestört wird und alle wichtigen Regenerationsprozesse ablaufen können.
– 1 Stunde vor dem Zubettgehen darfst du zur Ruhe kommen: vermeide Blaulicht (z.B. Fernsehen, Handy) sowie aktivierende Sportarten. Es gibt viele schöne Alternativen, um zu Entspannung zu gelangen, dir Gutes zu tun und runterzufahren.
Sehr ans Herz legen möchte ich dir außerdem folgende Methode, um den Tag abzuschließen:
Gehe ihn nochmal in Gedanken durch – vielleicht möchtest du das Beobachtete sogar aufschreiben. Frage dich, was war gut / schön? Lobe dich dafür! Was war nicht so gut? Finde / entwickle Lösungen und alternative Handlungsmöglichkeiten, die du dir für die nächste ähnliche Situation merken kannst. Dann lass den Tag hinter dir.

Ich wünsche dir, dass du eine wohltuende Schlafroutine entwickeln kannst.

Quellen:

Grafik: pixabay

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